Bist du den Weg schon gegangen? Oder hast du ihn noch vor dir?
Im ersten Fall antwortest du. Im zweiten Fall fragst du.
Die ZukunftsPioniere sind Teil eines Kunst-Werks, in dem geflüchtete Menschen – vor allem aus Syrien, Afghanistan – und Hiesige üben, sich auf einander zu und gemeinsam in dieser Gesellschaft zu bewegen: Im Namen der Wellen stellt „Fragen im Meer von Flucht und Migration“.
Und weil wir alle den Weg in eine gemeinsame Zukunft noch vor uns haben, wollten wir mehr Fragen stellen, mehr über Fragen rausfinden: Wozu fragen wir überhaupt? Wonach? Und wie am besten? Mit welcher Art Fragen kommen wir leicht in Kontakt, wie halten wir ein Gespräch am Laufen? Warum funktionieren manche Fragen gut, wenn andere Leute ärgerlich machen oder verunsichern? Und warum reagieren verschiedene Menschen unterschiedlich auf dieselbe Frage?
Dazu gab Kathleen am 21.1. einen FragenScout-Workshop in einer Siegburger Notunterkunft, zu dem 12-19 BewohnerInnen kamen (die Beteiligung wechselte – drei Stunden Workshop inklusive Sofort-Test mit realen Gästen war eine ziemliche Anforderung an die Konzentration). Sprachbarrieren und Umfeld-Gewusel ließen uns erst einmal dabei verweilen, die Unterschiede zwischen öffnenden und schließenden Fragen zu erkunden.
Das Ganze läuft aber darauf hinaus, FragenScouts zu gewinnen, die mit uns gemeinsam das gesellschaftliche Grundrecht des ??? aktiv und kreativ ausüben.
Neben bereits ordentlich gelernten Kontakt-Fragen wie „Sind Sie verheiratet?“ oder „Welchen Beruf haben Sie“ gefiel den Teilnehmenden übrigens aus einer von mir mitgebrachten Liste öffnender Fragen an Menschen, für die man sich wirklich interessiert, diese hier: WER BIST DU?
Als Krönung des Workshops kam es zu einer Begegnung mit Gästen, mit denen die künftigen Fragen-Scouts ihre vorher gewählten und formulierten Fragen ausprobierten – in der mobilen AnkunftsKüche unserer Freunde von CommunityArtWorks, die in der Weitläufigkeit des notunterkünftigen Tiefgeschosses für ein paar Stunden ein Zuhause baute.
In der von Michel A. gestalteten „syrischen Ecke“ (Wandgemälde, selbstgebaute Hocker, ein Tablett mit Ess-Schalen…) entfaltete Thomas seine Anziehungskraft, ließ sich befragen und fragte zurück…
Die Questiologie ermutigt – genauso wie Im Namen der Wellen, die Mäeutik des Sokrates und wir ZukunftsPioniere – dazu, Fragen wichtiger zu nehmen als (schnelle, kurze, schließende) Antworten. Sie versteht sich als kontextsensitive Methode, die richtige Frage im richtigen Moment zu formulieren. Um ein Beispiel für eine gute Frage gebeten, schlägt Questiologe (und der Erfinder dieser noch im Entstehen begriffenen Wissenschaft vom Fragen) Frédéric Falisse vor:
Wie kann man die globale Finanzwirtschaft in den Service einer humanitären Entwicklung stellen?, oder auch: Wie kann man die humanitäre Innovation finanzieren?
Finden wir auch gut, diese Frage.