Uninspirierte Meetings sind langweilig bis blöd. Zu „gleich“ aufgestellte Teamkonstellationen tun sich oft schwer mit Phantasie und Kreativität, weil die Würze des unorthodoxen Störenfried fehlt, wenn die Rolle nicht besetzt oder angenommen wird. Unterschiede sind für mich genauso interessant wie sogenannte Gleichheiten. Aber am Interessantesten ist für mich die Frage: Was fehlt hier?
Da man ja heute „Querdenker“ nicht mehr sagen darf – das Wort befindet sich jetzt in Privatbesitz – greife ich zurück auf den französischen KulturAnthropologen Claude Lèvi Strauss und seine Ausführungen zum wilden Denken von 1962. Claude Lèvi Strauss landete auf Einladung der Rockefeller Foundation 1941 in New York und lehrte an der New School for Social Research, einem intellektuellen Zentrum der europäischen Emigration in den Vereinigten Staaten. Er gilt als Mitbegründer des Strukturalismus und sein HauptforschungsInteresse galt dem Denken und Handeln der Urvölker. ( Ich kürze bewusst ab, da mein Focus woanders liegt.)
Da ich auf die „geistigen Grundlagen und Fähigkeiten“ für Entrepreneurship hinaus will, ergibt sich zum wilden Denken bei C. L. Strauss eine interessante Parallele zum Begriff „Bastelei“ in der Beobachtung und Analyse der Urvölker. Sie waren anscheinend mit komplexen analytischen Fähigkeiten ausgestattet und die besagte „Bastelei“ (bricolage) galt dafür als besonders charakteristisch. Es war eine Art vortastendes, Umwege in Kauf nehmendes, experimentierfreudiges Tüfteln, Untersuchen und Handeln. Die eigene Welt lag früher in engeren Grenzen, in der man sich mit wenigen Gegenständen zufrieden geben musste. Die einzige Abwechslung bestand also im Neu-Arrangement der immer gleichen Teile, was dabei natürlicherweise die Grundlage für Erfindungen war.
Evolutionär gesehen, liegt hierin das Spezielle, das Entrepreneuren wohl im Blut liegt aber auch Ausdruck der Neuroplastizität des Gehirns ist. Aber für alle, die dies noch nicht so entwickelt haben, gibt es Hoffnung: Entrepreneurship, das kreative Spiel mit Komponenten, kann man lernen. Seien Sie also der Dirigent, der Arrangeur in Ihrem Universum, basteln Sie, experimentieren Sie, finden Sie heraus, was fehlt – und bringen Sie so das sinnvoll Neue in die Welt.
Wahre Innovation beginnt an den Grenzen. Oder: Funktion vor Konvention, denn weiter denken macht Freude und schafft die Grundlagen für Action Learning.