Ich bin ein Freund des systemischen Konsensierens. Für mich ist das eine eigenständige Mediations-Art – und um kluge Entscheidungen zu treffen – Partizipation einzuüben – braucht es Freiräume für Experimente dieser Art – besonders, um die Haltung zu entwickeln, die es braucht…andere Menschen bei aller Verschiedenheit der Positionen immer noch zu mögen. Das nennen wir Kultur. Dabei bewegen wir uns kreisförmig durch kreativ wertschätzende Kommunikation auf den kleinsten Widerstandswert zu. – Ein geistiges Jahrhundertprogramm – besonders wenn eine Gesellschaft Hierachien der Bevormundung seit Jahrhunderten gewohnt ist. Freiheit auszuhalten und zu gestalten ist anstrengend. Aber es lohnt sich näher ranzuzoomen, genauer hinzuschauen, warum Burnout und psychische Störungen in den Systemen so zunehmen. Das erschöpfte Selbst ist schon länger Forschungsgegenstand. Ich verstehe systemisches Konsensieren daher als Prävention – die Resilienz nimmt bei ernsthafter Anwendung zu.
Ein paar Aussagen zur Einstimmung:
- Bewusstseinseintrübung als <normaler< Geisteszustand gilt als Nr.1 für Burnout – Folge davon: Armut und Angst vor Armut bis zu Depressionen
- Wer keine Möglichkeit entwickelt zur Ruhe zu kommen, kann den Homöostase-Zustand Gesundheit unter Stressbedingungen nicht lange halten
- Selbstmitgefühl sollte als Gegengewicht zur Selbstkritik unbedingt entwickelt werden – heißt: emotionalen Problemen mit Achtsamkeit und Mitgefühl mit sich selbst zu begegnen
- Das besondere Glückstraining: Search inside yourself – lerne dich selbst besser kennen, bevor du versuchst die Welt zu retten
- Begreife, dass gute Fragen wichtiger sind als schnelle Antworten
- Mache dich auf die Suche nach deinen Widerstandsressourcen: körperlich, materiell, emotional, sozial, spirituell – es geht um den Sense of Coherence – im Sinne der Salutogenese
- Wechsle konsequent vom pathogenetischen zum salutogenetischen Denken
- Worte, Sprache sind Medizin – Ich liebe dich im richtigen Moment zu hören oder zu sagen…vielleicht heilt dieser Klang sogar <Unheilbares<
- u.v.m.
Aus der Teamforschung ist bekannt: die erfolgreichsten Teams wären von alleine niemals auf die Idee gekommen, die anderen zu suchen, um mit ihnen zusammenzuarbeiten. Sie mögen sich nicht unbedingt – aber sie brauchen sich gegenseitig zur Erreichung des ZIELS. Was hat sie zusammengebracht?
In den letzten Jahrzehnten wurden weltweit viele Untersuchungen durchgeführt, um die Effizienz psychologischer Interventionen innerhalb von Systemen zu verstehen: Familien, Organisationen, Unternehmen, Teams…
Lösungsfocus brachte die besten Ergebnisse, weil die Resilienz von Personen innerhalb von Systemen langfristig die meiste Bedeutung abdeckt. Zuversicht als Potential in die eigene Kompetenz zu stärken und Mediation als integrales Methoden-Setting in alle Quadranten einzubauen, heißt: wir verhandeln alles, bis tiefes Einverständnis von Prozess und Ergebnis vorliegt – das ist die Haltung, die resiliente Gegenwart und Aussicht auf lebenswerte Zukunft schafft.
Resilienz wird den Gummi-Begriff der Nachhaltigkeit ablösen.
P.S.: Im Augenblick überschlagen sich die Statements und Kommentare zu KI Forschung. Künstliche Intelligenz, die Schönheit der Algorithmen mit ihrem absoluten Gedächtnis und…das die Menschheit nur überleben wird, wenn es gelingt, Maschinen mit zutiefst menschlichen Moralvorstellungen zu programmieren. Milliardenschwer die Investitionen in diese Forschung. – Was ich wirklich interessant finde ist die Tatsache, dass in vielen KI-Schmieden Exoten wie Philosophen, Dichter, Künstler und Schriftsteller eingestellt oder beauftragt werden, ihr besonderes Talent für Sprache und Kreativität den Programmieren zur Verfügung zu stellen, damit in den ungewöhnlichsten interdisziplinären Teamkonstellationen vielleicht bald auch Emotionen wie Mitgefühl programmierbar werden…
Der Evolution sei Dank ist das menschliche Herz und Hirn so komplex…das wird noch ein Weilchen dauern. Und ein Computer wird wohl nie ein guter Mediator werden. Oder?