Wörter sind meine Freunde. Ich mag sie wirklich. Genau wie Freunde sind sie nicht immer nett; sie nerven durchaus, wir streiten uns, sie sind – wenn sie ihren Freundschaftsjob gut machen – unbequem und lassen mich nicht davon kommen, wenn ich es an Präzision oder Leidenschaft, an Verstand oder Herz fehlen lasse. Manchmal reden wir voll aneinander vorbei. Schlimm ist lange Funkstille.
Wenn sie sich in Gruppen zusammentun oder in einer Reihe aufstellen, sehe ich die Buntheit, die roten Fäden, den Reichtum meines Lebens. Das schafft Kohärenz und stiftet Sinn.
Ein Wort mag ich ja im Moment besonders gerne: ZukunftsPioniere. Wir haben dieses Nominalkompositum bewusst als Etikett für unser berufliches Tun gebildet, weil die Verbindung mehr ist als die Summe der beiden Teile, die jedes für sich schon faszinierend genug sind: Zukunft ist, was kommt, indem wir es heute bilden mit jeder unserer Taten und jedem unserer Gedanken. Pioniere sind mutig Denkende und Handelnde, die Wege bahnen, wo vorher keine waren, oder zugewachsene Songlines alter Weisheit wieder freilegen. Zusammengenommen werden daraus Menschen, die sich freiwillig weit aus dem Fenster des Mainstreams lehnen, die prekär leben wie die fiedelnde Grille in Janoschs Geschichte, die an guten Tagen Staunen, an öderen Neid und Aggression auf sich ziehen. Weil sie Unruhe stiften…
Wie dem auch sei – ich finde, dieses Wort gehört geehrt. Deshalb gefiel mir die Idee von Tobias Mindner mit den Wortpatenschaften so gut, und ich habe meinem Mit-ZukunftsPionier die Wortpatenschaft zum Geburtstag geschenkt. Er soll das Wort, das den Sprachschatz des Deutschen bereichert, wie mir Tobias glaubhaft versicherte, pflegen und möglichst oft ins Spiel bringen. „Hüten sie es vor Missbrauch und Verdrängung“, appelliert die Urkunde, die uns nun täglich sichtbar an unsere Verantwortung gemahnt.
Durch das umfängliche Befassen mit Sprache bin ich allerdings vor geraumer Zeit zu einer Einsicht gelangt, die ich, seit sie mir im Schlaf zufiel, beherzige: Das wahre Wort kommt aus der Stille. Also – ab und zu auch mal den Stift schweigen lassen. Gute Freunde nehmen das nicht übel.