"falsche Erwartungshaltung"

"falsche Erwartungshaltung"

Ein Wiener Kunde nimmt derzeit für seinen Unternehmensbereich Post-Crisis folgende Zukunftspioniere-Dienste in Anspruch: a) CoPiloting bei seinem originären Gedankenflug mit Lenkungs-/Korrekturfunktion und Formulierungsfolge, b) intelligente / transformationsfördernde Redaktion seiner vorhandenen Konzepte.

Für einen seiner Klienten, ein Haus- und Hof-Händler, haben wir jüngst ein richtig gutes Szenario-Papier zu „Immobilienmarkt und Inflation“ erstellt. Nach der Präsentation schreibt mein Kunde:

„Es war, wie wenn ein Gast in einem Restaurant Pizza bestellt, und nach dem Essen herauskommt, dass er eigentlich Spaghetti wollte. So einen Gast kann man auch mit einer perfekten Pizza nicht zufrieden stellen. (…) Gleichzeitig müssen wir klarmachen, dass ‚Unentschlossenheit zwischen Pizza und Spaghetti’ Kosten verursacht…“
Hintergrund war, dass von den beiden Geschäftsführern des Klienten einer bereits von einer tiefgreifenden gesellschaftlichen Transformation ausgeht und sich tätig darauf vorbereitet (incl. Notstromaggregat), während der andere zwar Veränderung kommen sieht, aber noch eher von Angst gelähmt ist.
Der eine – der Tatkräftige – lädt nun am laufenden Band Experten aller Art ein, um den anderen – den Handlungsunfähigen – mittels eines Bombardements mit Fakten und Szenarien zur Aufgabe seiner Lähmung zu bewegen.

Das klappt nicht.

Überraschung!

Das Beispiel zeigt ein weiteres Mal, wie wichtig die sogenannten irrationalen Aspekte, die weichen Faktoren, die Wurzeln an den Wünschen – kurz: Beziehungsarbeit – heute schon in der Auftragsklärung sind. Wenn wir mit Fakten punkten wollen, dürfen wir die menschliche Ebene, die Begegnung mit Ängsten und Bedürfnissen nicht scheuen. Im Gegenteil: Soll heute eine Kundenbeziehung im Feld der Transformation überhaupt tragfähig werden, müssen wir hier ansetzen.
Uns schmeckte allerdings auch das im Prinzip ja köstliche Vergleichsbild aus der Küche nicht ganz:
Da wollte einer aus unserer Sicht nicht Spaghetti statt Pizza, sondern wohl eher die ganze Geschichte italienischer Kochkunst vorweg, die Herkunftsnachweise aller Zutaten, den Koch sehen und die Zusicherung, dass in dieser Küche auch alles optimal hygienisch zugeht… die Pizza als anschlussfähige Oberfläche, als Leckerli zum Erleichtern des Schluckens bitterer, unbequemer Wahrheiten.